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Singen im Chor

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Jugendchöre

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„Es tut mir gut.“ Das sagen viele Chormitglieder nach der Probe. Vor allem, nachdem sie wegen der Coronapandemie lange nicht gemeinsam singen konnten, kam diese Erkenntnis. Treffen in Innenräumen wurden verboten. Vor allem Chorproben standen unter dem Verdacht, die Ansteckung zu erleichtern. Für Chöre, die bereits eine kleine Mitgliederzahl hatten, sei die Pandemie schwer gewesen, weiß Anke Willwohl, Kirchenmusikerin in der Pfarrei Heiligkreuz in Würzburg. Nicht alle Chöre im Bistum Würzburg hätten überlebt. Die „ChoCo-Studie“ („Chormusik in Coronazeiten“) hat jeweils im Frühjahr 2021 und 2022 Chöre nach der aktuellen Lage befragt und wurde in der „neuen musikzeitung“ veröffentlicht. Sie zeigt: 2021 war ein Viertel der sonst aktiven Chormitglieder inaktiv. Bei Kinder- und Jugendchören sei die Fluktuationsrate generell höher. 2021 gaben 12,7 Prozent der Kinder- und Jugendchöre an, keine Mitglieder mehr zu haben. Das ist doppelt so viel wie bei den Erwachsenenchören. 
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Caroline Roth ist als Kantorin in Aschaffenburg tätig. Sie verbildlicht die Situation während der Coronapandemie in der folgenden Audio.

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Auch wenn sich die Situation 2022 etwas stabilisiert habe, ist das weiterhin ein Problem. Nicht nur, weil Kinder und Jugendliche die Zukunft der Chorarbeit sind, sondern auch wegen der positiven Auswirkungen des Chorsingens. Willwohl geht deshalb in Schulen auf Elternabende, um neue Mitglieder zu gewinnen. Sie sagt, dass sie auch jetzt noch die Folgen der Coronapandemie merke. Zwei Jahre nicht proben, das heißt auch zwei Jahre, in denen die Kinder nur wenig dazu lernten.

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Christiane Michaeli engagiert sich ehrenamtlich als Chorleiterin in der Aschaffenburger Pfarreiengemeinschaft „Am Schönbusch“. Sie hat während der Coronapandemie mit verschiedenen Aktionen wie einem Videoprojekt versucht, den Chor aktiv zu halten. Einmal die Woche probt der Jugendchor jetzt wieder im Pfarrheim im Stadtteil Leider. Sie und die Jugendlichen haben das gemeinsame Singen vermisst. Was ihnen gefehlt hat und warum sie im Chor singen, haben sie bei einem Besuch der Chorprobe erklärt.
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sagt Moritz im Video. Viele Chormitglieder würden da zustimmen. Aber ist das wirklich so? Macht Singen glücklich? „Pauschalaussagen sind schwierig“, sagt Musikpsychologe Gunter Kreutz. Er lehrt seit 2008 Systematische Musikwissenschaften an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Bei Studien seien körperliche Reaktionen festgestellt worden. Das Singen im Chor rege die Immunabwehr an und bestimmte Hormone sowie Proteine würden ausgeschüttet. Dadurch werde zum Beispiel Stress abgebaut. „Das darf man jedoch nicht zu hoch hängen“, erklärt Kreutz. Es zeige, dass der Körper mitbeteiligt sei. Beim sprachlichen Ausdruck helfe das Singen. „Sprache und Musik kann nicht klar voneinander getrennt werden.“ Es sei ein fließender Übergang. Die Sprachentwicklung starte mit der Geburt und ähnle am Anfang mehr dem Singen. Singen habe daher eine hohe Bedeutung für die Sprachentwicklung, aber auch für den Ausdruck von Emotionen.
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erklärt Friedhelm Brusniak. Er ist Präsident des Fränkischen Sängerbundes und war Professor für Musikpädagogik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. „Singen bedeutet auch einen Zugang zu mir selbst, den ich durch nichts anderes kennenlernen kann.“ Nicht nur Musikfreunde haben den Satz „Music speaks what cannot be expressed“ (Musik sagt, was nicht ausgedrückt werden kann) gehört. Der Musikpädagoge erklärt: „Der Mensch erhebt seine Stimme zur Klage und zum Jubel, zum Lobpreis Gottes. Das heißt, in dem Moment, wo wir über das Sprechen hinauskommen und die Stimme erheben, sind wir ganz nah am Singen. Und in dem Moment können wir eine andere Dimension des sprachlichen Ausdrucks gewinnen.“
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Brusniak gibt die Beobachtung über die Entwicklung des Sohnes in der folgenden Audio wieder.

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Beim Chorsingen wird die Stimme nicht nur wortwörtlich gefunden, sondern auch metaphorisch. Nach einem Konzert der Chorjugend des Fränkischen Sängerbundes sprachen die Eltern eines Kindes mit der Chorleiterin und dem Chorleiter.

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und er kann mit der Stimme umgehen lernen“, sagt Brusniak. Das sind doch mal gute Nachrichten: Alle Menschen können das Singen lernen. Es gebe nur eine kleine Prozentzahl von Menschen, die aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht singen können.
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Worin sich das Singen im Chor von anderen Hobbys unterscheidet, erklärt Brusniak im Audiobeitrag.

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erklärt Brusniak. Damit verdeutlicht er das Gemeinschaftsgefühl im Chor. Das gibt es beispielsweise auch bei vielen Sportarten. Musikpsychologe Kreutz erläutert, dass Chöre und auch andere Vereine für Kinder und Jugendliche ein erster Schritt in die Gesellschaft seien. Jugendliche, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität seien, könnten sich dort ausprobieren. Sie lernten so, dass sie ihre eigenen Probleme lösen können. Die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung werde gesteigert. Vor allem in Jahren mit vielen politischen und gesellschaftlichen Krisen sei das wichtig. Soziale Medien führten zu Gegenteiligem. Deswegen sei es auch sehr schwer gewesen, die Chormusik während der Pandemie zu ersetzen. Das Besondere am Chor ist, dass die Mitglieder nicht viel können müssen. Sie müssen weder groß sein noch schnell laufen können. Generell verletzten sich Menschen beim Singen seltener. Außerdem spielen Alter und Geschlecht keine Rolle. Die Zugangsbeschränkungen sind also gering im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten.

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Forderungen

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sagt Brusniak. Aber ist die Chorgemeinschaft so vielseitig? Musikpsychologe Kreutz kritisiert, dass die Chormitglieder oft aus einer ähnlichen Gesellschaftsschicht stammen. So sei der Mittelstand in Chören stark vertreten. Viele Menschen hätten jedoch keinen Zugang zu Musik. Dabei sei im Gesetz das Anrecht auf Teilhabe verankert. Die Angebote dafür würden jedoch fehlen. Förderlich sei ein Klima, bei dem alle mitmachen können und möchten. Kreutz sieht die Kirche diesbezüglich ebenfalls in der Pflicht. Er stellt weitere Forderungen an die Chorarbeit, aber auch an die Bildung. Der Musikunterricht käme in Schulen zu kurz und das gemeinsame Singen sei in Kindergärten nicht mehr die Normalität. So könne diese Art des Ausdrucks von Kindern nicht entdeckt werden.
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Um Chöre in der Nähe zu finden, gibt es mehrere Möglichkeiten. Im Internet können sich Interessierte auf Webseiten von Pfarreien über musikalische Angebote informieren, erklärt Kirchenmusikerin Willwohl. Auf Konzerten könne man ebenfalls Kontakt zu einem Chor aufnehmen. Man kann aber auch mit Gleichgesinnten zusammen singen. „Zusammen musizieren kann man immer.“
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